DIE AUSSTELLUNGEN
UND KASSETTENKATALOGE
DES STÄDTISCHEN MUSEUMS
MÖNCHENGLADBACH
1967–1978

Digitales Archivprojekt
initiiert von Susanne Rennert und Susanne Titz

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Man Ray – Photographien

Man Ray – Photographien Man Ray, Selbstporträt mit Kamera (1931/1959), Solarisierte Fotografie, Museum Abteiberg
Einladungskarte MAN RAY PHOTOGRAPHIEN, 1977

Man Ray – Photographien. Ausgewählt aus dem Besitz des Museums und ausgestellt in der Industrie- und Handelskammer Mönchengladbach, 18.2. – 18.3.1977

Man Ray (1890 Philadelphia/​USA – 1976 Paris/​F)

Rekonstruktion und Text: Susanne Rennert 

Im Jahr 1971 erwarb Johannes Cladders mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen ein umfangreiches Konvolut von 50 fotografischen Werken Man Rays für die Sammlung des Museums Mönchengladbach: Fotografien, Solarisierte Fotografien und Negativ-Fotografien. 

49 dieser Fotos waren, so Hannelore Kersting, 1960 zu Ehren des 70. Geburtstages von M.R. auf der Fotokina [Photokina] in Köln“ ausgestellt worden: Aus diesem Anlaß stellte M.R. 1959 selbst im Labor von Pierre Gassman in Paris Vergrößerungen nach bereits vorhandenen Negativen her. In diesen Größen existieren die Fotos nur einmal, denn die ursprünglichen Abzüge haben ein Format von 2430 cm und wurden vom Museum of Modern Art in New York erworben. Von einzelnen Motiven existieren weitere Abzüge, allerdings ebenfalls in anderen Formaten. Die Datierungen sind in einigen Fällen vergleichsweise vage. Die Fotos, die sich heute im Museum Abteiberg befinden, wurden nachträglich, d.h. einige Zeit nach der Fotokina [Photokina], signiert. Die einzige Fotografie, die ursprünglich nicht zu dieser Edition zählte und auch nicht signiert wurde, ist: Pfirsich‘, 1931.“1

Die Mönchengladbacher Grossfotos“2 (Rheinische Post), deren Maße im Bereich zwischen 58,548 cm als kleinstem und 8060 cm als größtem Format liegen, wurden dem Mönchengladbacher Publikum erstmals 1972 im Rahmen der Ausstellung BELEG II. Neuerwerbungen 19691972 vorgestellt. Dass man fünf Jahre später eine Man Ray-Ausstellung in der dem Museum benachbarten Industrie- und Handelskammer präsentierte, resultierte offensichtlich aus aktuellem Anlass: Man Ray war exakt drei Monate vor Eröffnung der Mönchenglacher Ausstellung am 18. November 1976 in Paris verstorben. 

Der Journalist Fritz Eisheuer gibt in der Westdeutschen Zeitung einen anschaulichen Einblick in die Ausstellung, mit der ein außergewöhnlicher Experimentierer und Impulsgeber geehrt wurde. Man Ray zählte nicht nur zu den prägenden Figuren des Dadaismus und Surrealismus, sondern hatte als Fotograf, Filmregisseur, Maler und Objektkünstler die Ästhetik der Moderne entscheidend mitgeprägt. 

Erstaunt stehen viele vor den Bildern im großen Saal der Industrie- und Handelskammer zu Mönchengladbach. Hier hat das Städtische Museum eine Auswahl beispielhafter Fotos des Amerikaners Man Ray ausgestellt. Als originale Resulate einer ebenso unbefangenen wie vitalen Experimentierlust‘ bezeichnet Hans van der Grinten die Bildkompositionen des Künstlers, der im Ersten Weltkrieg 1915 damit begann, das Lichtbild als geeignetes Dokument für seine Bilder und Zeichnungen zu erkennen. Die Fotos sprechen in ihrer bannenden Wirklichkeit ihre eigene Sprache. Da sind die Porträts bedeutender Künstler und Literaten. Sie verraten allesamt eine unauswechselbare persönliche Signatur im fordernden Blick bei Braque, in der Gedankenversunkenheit bei James Joyce […] in den fragenden und durschauenden Augen von Max Ernst. Unverwechselbar ist bei Man Ray auch die Versachlichung der Objekte: der Blick in die Schächte und Gänge eines ausgebrochenen Mietshauses wird begleitet von einer Studie der Gesteinsstruktur und ergänzt durch das Bild einer engen Buchenallee, in der die Baumstämme wie Säulen dastehen. Die Bildpoesie beispielhaft in einem Foto des geflügelten Pferdes in den Tuilerien, fasziniert in den Studien der Blumen-Stilleben wie auch in anderen Objekstudien (Lippen –Köpfe von Frauen mit langen Haaren).“3

Von den 50 ikonischen Fotografien in Mönchengladbach geht eine besondere Faszination aus. Viele der von Man Ray Porträtierten, die zu seinem kosmopolitischen Freundeskreis von Künstler:innen und Intellektuellen im Paris der 1920er Jahre zählten – und später, wie er selbst, auf der Flucht vor den Nazis in die USA emigrieren mussten –, wirken durch die Technik der Solarisation wie erleuchtet“. Die Fotos werfen Schlaglichter auf eine Hochphase in der Kunst des 20. Jahrhunderts, als sich für kurze Zeit kulturelle und gesellschaftspolitische Utopien zu verschränken schienen. Die Goldenen Zwanziger Jahre“ – eine Epoche gewissermaßen, die nur etwa ein Jahrzehnt währte, bis sich 1933 mit Hitlers Machtergreifung in Berlin der nationalsozialistische Terror in Europa Bahn zu brechen begann. Interessant ist vor diesem Hintergrund ein Blick auf die Datierung der Fotografien, deren Auswahl Man Ray 1959 bekanntermaßen selbst getroffen hatte. Der größte Teil des Mönchengladbacher Konvoluts ist vor 1933 datiert. Nur wenige Fotos entstanden später. Dazu zählen Tränen (1933/1959), Dampf-Lokomotive (1933/1959), Harfen (vor 1934/1959), Porträt Max Ernst (um 1934/1959), Porträt Paul Eluard (vor 1934/1959) und das Porträt von Man Rays Ehefrau Juliet (1954/1959).

Quellenangaben / Anmerkungen

Verzeichnis der ausgestellten Werke

siehe Dokumente & Korrespondenz

Einladungskarte / Plakat / Druckerzeugnisse

Archiv Fotografien

Archiv Dokumente / Korrespondenz

Archiv Presse

Presse

Kurzankündigungen / Meldungen
o. V., Photographie-Ausstellung, in: Rheinische Post, 16.2.1977
o. V., o. T. (Grossfotos des Künstlers Man Ray...), in: Rheinische Post, 21.2.1977

Berichte / Rezensionen / Kommentare
F. E. [Fritz Eisheuer], Einsicht und Engagement. Foto-Studien von Man Ray, in: Westdeutsche Zeitung, 24.2.1977