DIE AUSSTELLUNGEN
UND KASSETTENKATALOGE
DES STÄDTISCHEN MUSEUMS
MÖNCHENGLADBACH
1967–1978

Digitales Archivprojekt
initiiert von Susanne Rennert und Susanne Titz

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Koptische Gewebe aus eigenem Besitz.
Ausgestellt in der Industrie- und Handelskammer zu Mönchengladbach

Koptische Gewebe aus eigenem Besitz. Ausgestellt in der Industrie- und Handelskammer zu Mönchengladbach Westdeutsche Zeitung, 9.2.1974
Einladungskarte

Rekonstruktion und Text: Susanne Rennert 

Bei der Ausstellung, die im Großen Sitzungssaal der Mönchengladbacher Industrie- und Handelskammer präsentiert und von Kammerpräsident Viktor Achter eröffnet wurde, handelte es sich um die erste (und einzige) geschlossene Übersicht der umfangreichen Sammlung koptischer Stoffe aus Museumsbestand in Johannes Cladders‘ Amtszeit. 

Die kostbaren Textilien, die sein Vorgänger Heinrich Dattenberg systematisch aufgearbeitet hatte, wurden in der Ausstellung in Vitrinen bzw. gerahmt an den Wänden präsentiert. 

Die Westdeutsche Zeitung berichtete über die aus ägyptischen Gräbern erhaltenen Belege spätantiker und frühmittelalterlicher Kunstproduktion: 72 der insgesamt 87 Zier- und Gebrauchsstücke samt ihrer Ornamente, die einst für den kultischen Dienst der Kopten bestimmt waren, werden vorgestellt. Nur ganz wenige der Dokumente hat das Museum vor dem ersten Weltkrieg erworben. Die jetzige Sammlung ist im wesentlichen durch den Museumsdirektor i.R. Dattenberg zustande gekommen, der auch den ersten umfassenden Bestandskatalog veröffentlicht hat.“1Die Rheinische Post lobte: Kleinere Ausstellungen der letzten Jahre hinterließen nicht entfernt einen so starken Eindruck wie die jetzige Vorstellung […].“2

Aus dem Vorwort des 1959 von Heinrich Dattenberg veröffentlichten Bestandskatalog III:

Innerhalb der Gewebesammlung des Museums nehmen die koptischen Gewebe eine besondere Stellung ein. Sie sind bedeutend genug, um die Herausgabe eines Bestandskataloges III zu rechtfertigen. Der größte Teil der koptischen Sammlung wurde in den Jahren 1950, 1951 und 1953 erworben. Einiges gehört zum alten Bestand, dessen Provenienz mangels Unterlagen nicht geklärt werden kann. Erwerb vor 1914 ist wahrscheinlich. Die ersten Stücke dieser Art kamen mit der Sammlung Dr. Wilh. Voos, Schloß Schleveringhoven bei Bracht, in Museumsbesitz. Diese Sammlung, die wieder auf die Sammlung Heinrich Terstappen in Bracht zurückgeht, wurde am 26. und 27. März 1903 in Köln bei J.M. Heberle versteigert. Auf der Auktion wurden viele Stücke für die städtische Gewebesammlung angekauft. Anscheinend blieb aber vieles unverkauft, was dann wenigstens zum Teil nachträglich vom Museum erworben wurde. Maßgebend beim Erwerb waren keine kunstgeschichtlichen Gesichtspunkte. Bestimmend war vielmehr das allgemein in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts anzutreffende Bestreben, Vorbilder für Handwerk und Industrie zu beschaffen. Nur so erklärt es sich, daß man keine Bedenken trug, zahlreiche meist in Krefeld hergestellte Kopien nach alten Mustern mit zu erwerben. Die Gewebesammlung ist in der Folge ein Schmerzenskind des Museums geblieben. Von Ausstellungsmöglichkeiten ist kaum die Rede. Freilich war dies in der überkommenen Form – die Gewebe waren in primitiver Weise auf wenig schöne Pappkartons aufmontiert – auch nicht möglich. Als in den Jahren 1948/49 bei Aufarbeitung der Bestände die Frage der ausstellungsmäßigen Herrichtung akut wurde, mußte eine Form gefunden werden, die zugleich die Substanz sichert. Dies war um so wesentlicher, als eine sachgemäße Behandlung mangels vorgebildeter Kräfte nicht immer gewährleistet war und viele Umgruppierungen wegen der Raumnot des Museums hingenommen werden mußten. Es wurde deshalb die jetzige Form gewählt, Aufmontierung auf modernem Kunstseidenstoff mit Rahmen, die koptischen Gewebe unter Glas. Die Herrichtung war 1950, als die Stadt ihr 600jähriges Jubliäum feierte, soweit fortgeschritten, daß ein Teil der Sammlung gezeigt werden konnte. Diese Ausstellung war eine Überraschung, denn im Bewußtsein der Allgemeinheit war die Gewebesammlung längst vergessen. Bei den Neuerwerbungen konnte die Gewebesammlung berücksichtigt werden. Dabei mußte es das Bestreben sein, die schwach vertretenen Abteilungen aufzubauen, sofern das Material für uns überhaupt noch erreichbar war, nicht zuletzt auch finanziell. Außer den bereits erwähnten Neuerwerbungen für die koptische Abteilung konnten insbesondere italienische Seiden und Seidensamte des 15./16. Jahrhunderts sowie neuere persische Gewebe unserer Sammlung hinzugefügt werden. In der jetzigen Zusammensetzung hat die Abteilung Gewebe im niederrheinischen und auch im benachbarten niederländischen Raum vielfach Beachtung gefunden. Besonders glanzvoll war ihre Ausstellung in Maastricht (Dezember/​Januar 1956/57).“3

Weitere Ausstellungen des Museums in der Industrie- und Handelskammer Mönchengladbach: Heinrich Nauen, aus eigenem Besitz“ (1976) und Man Ray – Photographien“ (1977).

Quellenangaben / Anmerkungen

Einladungskarte / Plakat / Druckerzeugnisse

Archiv Dokumente / Korrespondenz

Archiv Presse

Kurzankündigungen / Meldungen

o. V., „Koptische Gewebe“ schließt am 8. März, in: Rheinische Post, 5.3.1974

Berichte / Rezensionen / Kommentare

o. V., Kostbare alte Gewebe. Ausstellung koptische Stoffe in Industrie- und Handelskammer, in: Rheinische Post, 9.2.1974
F. E. [Fritz Eisheuer], Kostbare Gewebe für den Kult, in: Westdeutsche Zeitung, 9.2.1974