Konkret. Eine Ausstellung zum Thema Gegenstand (in) der Kunst
Gleichzeitig im EG: Expressionisten ExpressionistenKonkret. Eine Ausstellung zum Thema Gegenstand (in) der Kunst, 21.11. – 2.1.1971
1. OG
Gleichzeitig im EG/ Hochparterre: Expressionisten
Text: Johannes Cladders, 1971
KONKRET
unter diesem Titel steht die Ausstellung im Obergeschoß des Museums. Sie wurde ausschließlich aus den museumseigenen Sammlungsbeständen und der im Museumsbesitz befindlichen Sammlung ETZOLD zusammengetragen. Ihr Ziel ist, einige Aspekte zum Thema „Gegenstand (in) der Kunst“ im Beispiel vorzuführen.
Unter dem Begriff „konkret“ laufen in der Fachsprache vornehmlich künstlerische Tendenzen, die dem rational-konstruktiven Bereich angehören (sie entwuchsen dem „Konstruktivismus“ der frühen zwanziger Jahre und blieben als Grundhaltung und Prinzip fruchtbar für die verschiedensten Richtungen bis in unsere Gegenwart); denn gerade rational-konstruktive Tendenzen haben sich immer wieder ausdrücklich mit der „Bildwirklichkeit“ auseinanderzusetzen. Mit Bildwirklichkeiten in materialer, kompositorischer und bildgegenständlicher (darstellender) Sicht.
Die Bedeutungsspanne von „konkret“ reicht von „anschaulich“ bis „dinglich“. Obwohl landläufig zum Beispiel auch rein aus geometrischen Formen entstandene Bilder „abstrakt“ genannt werden, sind gerade solche Bilder keine „Abstraktionen“. Sie ziehen nämlich nichts von einer anderen Wirklichkeit (Landschaft, Figur) ab, sie bringen solche Wirklichkeiten nicht in einen vereinfachenden, allgemeineren Formenkanon ein, sondern berufen sich auf die unabgeleitete, aus sich selbst heraus bestehende Form. Ein Kreis, ein Dreieck, ein Quadrat – um nur einige Beispiele zu nennen – sind „konkret“, das heißt anschaulich und dinglich, weil sie weder in ihrer Erscheinungsweise noch von ihrem „Vorwurf“ her etwas anderes als sie selbst sind. Sie s i n d Kreis, Dreieck oder Quadrat und stellen es nicht lediglich dar. Die „Bildwirklichkeit“ fällt mit der dargestellten Wirklichkeit zusammen, ist mit ihr identisch. (Im Gegensatz dazu: Ein gemalter Baum i s t kein Baum, sondern e r w e c k t d i e I l l u s i o n, die Vorstellung eines Baumes.)
Durch die kunstgeschichtliche Entwicklung des 20. Jahrhunderts läuft wie ein roter Faden die Frage nach der „Wirklichkeit“, nach der „Wahrheit“ des Bildes und damit nach Wirklichkeit und Wahrheit schlechthin. (Die Kunst kann sich ja schließlich nicht in der Rolle des Clowns und Unterhalters der Gesellschaft gefallen. Sie arbeitet mit am „Weltbild“, das, als Metapher, nicht zufällig und willkürlich ihrem Bereich entlehnt wurde.) Obwohl der Begriff „konkret“ vornehmlich in geometrisierenden Bemühungen ins Spiel kam, trifft er doch andere Tendenzen in gleicher Weise, Tendenzen, die ebenso die Identität von Dargestelltem und Darstellung zum Ziel haben, wie die Wirklichkeit des Bildes generell.
Die im Kern gleichgerichtete bildkünstlerische Untersuchung, der „rote Faden“ ist das verbindene Thema der Exponate unter dem Titel „KONKRET“. Unter diesen Begriff lassen sich sowohl die konstruktiv-geometrischen Tendenzen fassen wie die mehr oder weniger auf die Materialität des Kunstwerks ausgerichteten. Die Grenzen sind dabei fließend.