DIE AUSSTELLUNGEN
UND KASSETTENKATALOGE
DES STÄDTISCHEN MUSEUMS
MÖNCHENGLADBACH
1967–1978

Digitales Archivprojekt
initiiert von Susanne Rennert und Susanne Titz

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Kinder zeichneten mit [Anatol]

Kinder zeichneten mit [Anatol] Kinder zeichneten mit [Anatol], Katholische Grundschule Untereicken, 3.7.1970, Foto: M. Reuter, Archiv Museum Abteiberg, © Stiftung Insel Hombroich, Neuss
Einladungskarte KINDER ZEICHNETEN MIT [ANATOL], 1970

Kinder zeichneten mit [Anatol], 8.12. 13.12.1970
Anatol (Karl-Heinz Herzfeld) (1931 Insterburg [Tschernjachowsk / RUS]– 2019 Moers)

Rekonstruktion und Text: Susanne Rennert 

Die Ausstellung präsentierte die Ergebnisse einer vom Museumsverein organisierten Gemeinschaftsaktion mit Anatol und Schüler:innen der Katholischen Grundschule Untereicken, die am 3.7.1970 von 10 bis 20 Uhr in der Turnhalle der Schule stattgefunden hatte. Während der Künstler sieben Wachsmodelle zum Thema Die Welle‘ schuf, saßen die Kinder um ihn herum und zeichneten und malten alles, was mit Wasser, Meer und Strand zu tun hat.“1

Anatols Wachsmodelle dienten als Formen für sieben Bleireliefs, die er wenig später im Rahmen des Projekts Kunst am Bau“ für die Turnhalle realisierte.2

Gemeinschaftliches Arbeiten in der Turnhalle der Katholischen Grundschule Untereicken, 3.7.1970

Über die Aktion vom Juli 1970 berichtete Majo Müller-in-der-Au in der Rheinischen Post: Begonnen hat diese Geschichte damit, daß die Turnhalle an der Außenseite einen Reliefschmuck bekommen sollte. Museumsdirektor Dr. Cladders schlug für diese Arbeit nicht nur Anatol vor, sondern er empfahl auch, die Entwürfe des Künstlers in Gegenwart der Schüler ausgestalten zu lassen. Keine fertigen Produkte sollten geliefert, sondern die Reliefs sollten im Beisein der Kinder dieser Schule in Wachs modelliert werden. Und so kam Anatol wieder nach Gladbach. Diesmal war er ein ganz anderer als jener, der im vergangenen Jahr im Museum seinen Königsstuhl bestieg. Der 38jährige ehemalige Schmied und Polizeiobermeister fand schnellen und guten Kontakt zu den Kindern. Er erzählte ihnen eine Geschichte von einem Jungen am Meer, der seine Sandburg gegen die Wellen verteidigt. (‚Die Welle‘ ist auch das Thema seiner sieben Reliefs für die sieben Fenster der Turnhalle.) Und dann malten die Kinder nach Herzenslust bunte Bilder mit viel Meer, Schiffen, Leuchttürmen und seltsamen Fischen. In ihrer Mitte stand Anatol und arbeitete an seinen Reliefs, die von Begegnung, Aufhalten, Bauen, Schutz und Bruch sprechen. […] Immer wieder fand Anatol zwischen seiner eigenen Arbeit Zeit, auf Fragen der Kinder einzugehen und ihnen Ratschläge für ihre Gemälde‘ zu geben.“3

Quellenangaben / Anmerkungen

Einladung des Museumsvereins zur „Teilnahme bei der Erstellung von sieben Reliefs […] durch ANATOL“, 3.7.1970

„Abweichend von der üblichen Praxis der Erstellung und Beschaffung von Werken im Bereich ‚Kunst am Bau’, hat sich der Kunstausschuß der Stadt Mönchengladbach im Falle einer neuen Turnhalle der Schule Untereicken für eine Arbeit entschieden, die nicht allein im Atelier des Künstlers erstellt wird, sondern die vor und mit den Lehrern, Schülern und Eltern gefertigt werden soll. Anatol wird die Modelle seiner sieben Reliefs zum Thema ‚Die Welle‘ vor und mit seinem Publikum in der Zeit zwischen 10 und 20 Uhr entstehen lassen. Der Vormittag bleibt insbesondere der Mitwirkung der Schüler vorbehalten. Für den Nachmittag und Abend wünscht sich Anatol auch die Teilnahme der Eltern und aller kunstinteressierten Bürger.

Wenn Sie also Freude daran haben, dem Entstehen der Arbeiten zuzuschauen, dürfen Sie zwanglos die neue Turnhalle besuchen und sich umsehen. Anatol wird sich über ihren Besuch freuen und dankt schon jetzt den Mitgliedern des Museumsvereins für ihr Interesse mit einer Handzeichnung. Er hat seine Skizzenmappen der letzten Jahre geöffnet und schenkt jedem Vereinsmitglied eine Zeichnung – als Dankesgeste – und auch ganz einfach aus dem Bedürfnis, sich mitzuteilen, Freude zu bereiten und an seiner Arbeit teilnehmen zu lassen.

Der Museumsverein freut sich, dieses Geschenk an seine Mitglieder weitergeben zu dürfen. Er hofft, mit dieser Aktion auch den Anreiz zur Mitgliedschaft zu verstärken. Die Auswahl der Zeichnungen ist rein zufällig – fühlen Sie sich daher bitte nicht benachteiligt, wenn Ihnen die Zeichnung, die ein anderes Mitglied erhält, besser gefällt (Umtausch ist nicht möglich, wohl aber der Tausch untereinander).

Verzeichnis der ausgestellten Werke

Anatol, Entwürfe für "Die Welle" sowie Zeichnungen und Bilder von Schüler:innen der Katholischen Grundschule Untereicken.
Vgl. Wolfgang Stauch-von Quitzow, Das Meer ist immer blau. Kinder zeichneten mit im Museum, in: Westdeutsche Zeitung, 9.12.1970. Der Rezensent berichtet hier von sechs ausgestellten „Graphiken“ des Künstlers. Ob es sich dabei um Bleistiftzeichnungen oder um Radierungen handelte, ließ sich nicht klären. Das Museum erwarb 1970 sowohl Zeichnungen (6 Entwürfe für „Die Welle“) sowie die Mappe „Die Welle“, die einen Zyklus von sechs Kaltnadelradierungen enthält. Siehe dazu: Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach (Hg.): Kunst der Gegenwart, 1960 bis 2007. Bestandskatalog, bearbeitet von Hannelore Kersting, Mönchengladbach 2007, S. 15.

Einladungskarte / Plakat / Druckerzeugnisse

Archiv Fotografien

Archiv Dokumente / Korrespondenz

Archiv Presse

Presse

Kurzankündigungen / Meldungen

o. V., o. T., in: Westdeutsche Zeitung, 3.12.1970
o. V., Ausstellung Kinderzeichnung, in: Rheinische Post, 12.12.1970

Berichte / Rezensionen / Kommentare

Majo Müller-in-der-Au, Anatol ging in die Schule. Der Düsseldorfer Maler und Polizist in Untereicken, in: Rheinische Post, 4.7.1970
CJ [Claudia Junkers], Im Rahmen „Kunst am Bau“: Alle Kinder riefen laut Hippy-Fisch. Anatol Herzfeld in Untereicken, in: Westdeutsche Zeitung, 6.7.1970
Wolfgang Stauch-von Quitzow, Das Meer ist immer blau. Kinder zeichneten mit im Museum, in: Westdeutsche Zeitung, 9.12.1970