DIE AUSSTELLUNGEN
UND KASSETTENKATALOGE
DES STÄDTISCHEN MUSEUMS
MÖNCHENGLADBACH
1967–1978

Digitales Archivprojekt
initiiert von Susanne Rennert und Susanne Titz

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Die Abtei Gladbach 1974–1802
Ausstellung zur Jahrtausendfeier der Gründung

Die Abtei Gladbach 1974–1802. Ausstellung zur Jahrtausendfeier der Gründung Die Abtei Gladbach 974–1802, Museum Mönchengladbach 1974, Foto: Ruth Kaiser, Archiv Museum Abteiberg
Grundriss Erdgeschoss Obergeschoss 2 neu
Einladungskarte 1000 Jahre Mönchengladbach (Vorderseite), 1974

Die Abtei Gladbach 9741802.
Ausstellung zur Jahrtausendfeier der Gründung, 

5.6. – 28.7.1974
8.9. – 22.9.1974

Erdgeschoss/​Hochparterre und 1. OG, alle Räume

Rekonstruktion und Text: Susanne Rennert 


Als die Stadt Mönchengladbach 1960 die bis dahin geläufige Schreibweise M.-Gladbach‘ aufgab, berief sie sich in ihrem Namen ausdrücklich auf die Mönchs-Niederlassung am Gladbach. Mit ihrer Gründung vor tausend Jahren wurden nicht nur der Grundstein zur Benediktiner-Abtei und ihrer selbständigen Entwicklung gelegt, sondern auch Voraussetzungen für das Wachsen einer zivilen Gemeinde geschaffen. Diese Gemeinde, der Mitte des 14. Jahrhunderts die Stadtrechte verliehen wurden, hat den Konvent der Mönche überdauert. Sie weiß sich jedoch bis in unsere Gegenwart hinein der Tradition verbunden.“1

Ausstellung zur Jahrtausendfeier der Gründung der Abtei St. Vitus durch Erzbischof Gero von Köln im Jahr 974. Gero hatte gemeinsam mit dem Trierer Mönch Sandrad jenen Standort ausgewählt, an dem sich nach der Zerstörung einer älteren – von dem Franken Balderich gegründeten – Kirche durch die Ungarn (954) die Reliquien des heiligen Vitus erhalten hatten. 

Sandrad wurde der erste Abt der Benedktiner-Abtei Gladbach. Bedeutung erlangte sie vor allem durch das Münster St. Vitus mit seinem gotischen Chor, der – auf Veranlassung des Abts Theoderich – vom Kölner Dombaumeister Gerhard gebaut und 1275 von Albertus Magnus geweiht wurde.

Mit diesem Chorbau kam zum ersten Mal wirklich große Baukunst in den Ort Gladbach“2 stellte Hugo Borger – Direktor des 1974 eben eröffneten Römisch-Germanischen Museums in Köln – in dem profunden Katalog fest, der zur Mönchengladbacher Ausstellung publiziert wurde. Als viel gelobtes Handbuch der Gladbacher Abtei“3 enthält der Katalog zahlreiche wissenschaftliche Beiträge und Abbildungen sowie ein von Hans van der Grinten4(Hugo Borger war als Student der Universität Köln mit der archäologischen Untersuchung des durch den Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Münsters St. Vitus betraut gewesen, dabei unterstützt von seinem Kommilitonen Johannes Cladders, der die Befunde damals zeichnerisch dokumentierte.5)

Die von einem speziell eingerichteten Arbeitsausschuss und einem prominent besetzten wissenschaftlichen Beirat6 aufwändig konzipierte Ausstellung präsentierte Kunstwerke, religiöse Gegenstände und Dokumente aus dem Besitz der 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelösten Abtei sowie der ihr unterstellten Pfarreien Hardt, Dülken, Kempen und Oedt sowie der Zweigklöster Neuwerk und Buchholz.

Die Ausstellung, die teils äußerst kostbare Leihgaben aus lokalem, regionalem, westdeutschem und internationalem Besitz – wie beispielweise der Pierpont Morgan Library und dem Union Theological Seminary, New York – versammelte und erheblichen finanziellen und konservatorischen Aufwand erforderte7, erfuhr einhellig positive Resonanz in der Presse.


Presse

Wolfgang Stauch-von Quitzow beschrieb im Mannheimer Morgen die kunst- und kulturhistorisch bedeutende Präsentation, die erstmals wieder versammelte, was sich nach der Auflösung der Abtei in alle Winde zerstreut hatte: Handschriften, Goldschmiedearbeiten, Skulpturen, Gemälde und Textilien aus der Zeit vom frühen Mittelalter bis zum späten 18. Jahrhundert. In einer die Kräfte des Museums weit überfordernden Anstrengung kam dabei eine Rhein-Maas-Schau‘ im Westentaschenformat zustande mit 200 originalen Stücken, von denen einige Handschriften aus New York, Berlin, Brüssel und Darmstadt herangebracht werden mußten. Natürlich überwiegen in dieser Schau die Gegenstände des liturgischen Gebrauchs und der Ausschmückung der Gotteshäuser, und nur, weil 1802 von Napoleon allein die Abtei und nicht die in ihrer Abhängigkeit befindlichen Pfarreien des Umlandes aufgelöst wurden, ist überhaupt noch ein verhältnismäßig ausführlicher Bestand dieser Gegenstände erhalten, der seinerseits einen ausgedehnten Einblick in die alte Werkstättenkunst des niederrheinischen Raumes gewährt. Die mit den ersten Funden aus der frühen Sandrad-Epoche beginnende Ausstellung führt in einem Sonderraum auch ein selbstständiges Ensemble von Vitusdarstellungen und Objekten um den Schutzpatron der Mönchengladbacher Abtei und späteren Stadtgemeinde vor.“8

Die Zeitschrift Das Münster berichtete: Aus Anlaß des Katholikentages 1974 wurde die im Städtischen Museum bereits im Juni und Juli vorgestellte Ausstellung vom 8. bis zum 22. Sept. nochmals gezeigt. Wer keine Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung fand, kann sich an Hand des reich und vielseitig ausgestatteten Katalogs einen Überblick über Geschichte und Kultur des Klosters verschaffen. Im Bildteil wird auch die Architektur des Klosters Gladbach sowie die ihm nahestehenden Kirchen Neuwerk und Buchholz dokumentiert, deren Geschichte in kurzen Aufsätzen dargelegt ist. Zur Ausstattungskunst gehörten kostbare Miniaturen, vor allem des 11. und 12. Jahrhunderts, ein kölnischer Tragaltar von 1160 mit typologischen Darstellungen in Grubenschmelz, liturgische Geräte von der Ottonenzeit bis zum 18. Jahrhundert, sowie Andachtsbilder vom 11. bis zum 18. Jahrhundert, Glasfenster des 13. Jahrhunderts, Kaseln und Meßornate. Neben den sorgfältig zusammengetragenen Katalogangaben kommt dem Textteil besondere Bedeutung zu, der in instruktiven Aufsätzen wichtige Einzelthemen, von mehreren Wissenschaftlern untersucht, behandelt. Diese reichen von der Gründung über die Baugeschichte, Ausstattung und Ikonographie, kirchenrechtlichen und wirtschaftlichen Problemen bis zum Bericht über die Auflösung der Abtei im Zuge der Säkularisation.“9

Von allen Ausstellungen, die in den Jahren 1967 bis 1978 im Museum Mönchengladbach gezeigt wurden, war es Die Abtei Gladbach 9741802“, die mit über 40 Presserezensionen die meisten Berichterstattungen erhielt. Sogar die Neue Zürcher Zeitung brachte einen Artikel. Der Besucherandrang war ebenfalls ungewohnt groß. 

Die Rheinische Post stellte am 14.6.1974 fest: Dr. Johannes Cladders […] ist erfreut über den Zuspruch, den die Ausstellung Abtei Gladbach 974 bis 1802‘ findet. Trotz der Fülle an Jubiläumsveranstaltungen in den letzten Tagen konnte er täglich im Schnitt rund 200 Besucher registrieren.“ Nach Ausstellungsende resümierte dieselbe Zeitung: Die Ausstellung […] hatte die ansehnliche Zahl von rund 10000 Besuchern. Am vergangenen Sonntag, dem letzten Ausstellungstag, zählte man noch einmal 369 Besucher. Während des Katholikentages war der Zuspruch an Auswärtigen recht groß. Hugo Borger, Direktor des Römisch-Germanischen Museums in Köln, hat auf einer Tagung des Verbands Rheinischer Museen die Gladbacher Ausstellung als ein Musterbeispiel für die Leistung eines kleineren Museums bezeichnet, das seine Möglichkeiten gezielt und mit großem Engagement einsetze.“10


Johannes Cladders nutzte die Ausstellung, welche die historische Relevanz des Areals rund um den Abteiberg vergegenwärtigte, wo im Jahre 974 Erzbischof Gero von Köln die Abtei Gladbach begründet hatte, zu einem strategischen Ausblick in die Zukunft: Hans Hollein erhielt in diesem Kontext die Gelegenheit, seine architektonische und städtebauliche Konzeption für den 1972 beschlossenen Museumsneubau vorzustellen.

Mönchengladbach und Köln sind am Mittwoch nächster Woche Treffpunkt rheinischer Museumsexperten. In beiden Städten findet am 10. Juli, erst in Köln, dann in Mönchengladbach, die Jahresversammlung des Verbandes Rheinischer Museen statt. Für Mittwochnachmittag erwartet Museumsdirektor Dr. Johannes Cladders rund 50 Kollegen unter der Leitung von Professor Dr. Hugo Borger, dem Chef des neuen Römisch-Germanischen Museums in Köln. Der Ausflug der Museumsfachleute nach Mönchengladbach hat zwei Gründe: Zum einen soll am Beispiel der Jahrtausendfeier-Ausstellung Die Abtei Gladbach‘ gezeigt werden, wie in räumlich kleinen Museen große Ausstellungen veranstaltet werden können, zum anderen wird der Wiener Architekt, Professor Hans Hollein, den Experten die Pläne seines Mönchengladbacher Museum-Neubaus erläutern. Zum Abschluß der Tagung gibt Oberbürgermeister Wilhelm Wachtendonk einen Empfang.“11


Katalog

Zur Ausstellung erschien der umfangreiche Katalog Die Abtei Gladbach 9741802. Ausstellung zur Jahrtausendfeier der Gründung, Ausst.-Kat. Städtisches Museum Mönchengladbach 1974.

Inhaltsverzeichnis

P. Prof. Dr. Thomas Michels OSB, Salzburg: Die Benediktinerregel als Faktor christlich-europäischer Geistigkeit

Staatsarchivrat z.A. Dr. Manfred Petry, Düsseldorf: Gründung, Frühgeschichte und Verfassung

Oberarchivrat Dr. Wolfgang Löhr, Mönchengladbach: Das Kloster Gladbach als Mitglied der Bursfelder Kongregation

Museumsdirektor Dr. Hugo Borger, Köln: Das Münster St. Vitus zu Mönchengladbach

Dr. Suzanne Beeh-Lustenberger, Darmstadt: Das Bibelfenster in Mönchengladbach

Hans Bange, Mönchengladbach: Die Ausstattung des Münsters vom 13. bis 18. Jahrhundert

Domkapitular Dr. E.h. Erich Stephany, Aachen: Reliquienverehrung und Gottesdienst in der Gladbacher Abtei

Museumsdirektor Prof. Dr. Peter Bloch, Berlin: Bibliothek und Skriptorium
Landesoberverwaltungsrat Dr. Leo Schaefer, Bonn: Die frühe Baugeschichte der Klosterkirche in Neuwerk

Oberkonservator Prof. Dr. Hans Erich Kubach, Speyer: Die Propsteikirche in Buchholz

Kreisarchivar Dr. Leo Peters, Kempen: Kirchenrechtliche Einflüsse der Abtei Gladbach am Niederrhein

Staatsoberarchivrat Dr. Georg Friedrich Böhn, Koblenz: Die abhängigen Kirchen im Erzbistum Trier

Staatsarchivdirektor Dr. Erich Wisplinghoff, Düsseldorf: Zur Wirtschafts- und Besitzgeschichte der Abtei Gladbach

Oberarchivrat Dr. Wolfgang Löhr, Mönchengladbach: Die Auflösung der Abtei Gladbach

Dr. Hiltrud Westermann-Angerhausen, Köln: Der heilige Vitus als Patron von Mönchengladbach und seine Ikonographie

Dr. Hartmut Krohm, Berlin: Die spätgotische Muttergottes im Kloster Neuwerk und verwandte Kölner Kunstwerke

Museumsdirektor Prof. Dr. Peter Bloch, Berlin: Ein romanischer Bronzekruzifixus

Museumsdirektor Prof. Dr. Peter Bloch, Berlin: Ein ottonisches Rauchfaß 

Landesverwaltungsrätin Dr. Irmingard Achter, Bonn: Das Johanneshaupt in Mönchengladbach-Hardt

Hans van der Grinten, wissenschaftlicher Assistent am Städtischen Museum Mönchengladbach: Katalog

Westdeutsche Zeitung, 8.6.1974
Westdeutsche Zeitung, 8.6.1974
Westdeutsche Zeitung, 8.6.1974

Quellenangaben / Anmerkungen

Einladungskarte / Plakat / Druckerzeugnisse

Archiv Fotografien

Archiv Presse